Office statt Homeoffice?

Homeoffice ist umstritten, was bedeutet: Auch hier gibt es nicht DIE perfekte Lösung, die für jedes Unternehmen funktioniert. In diesem Blog sehen wir uns gemeinsam an, was Mitarbeitende am Homeoffice schätzen und was Führungskräfte daran bemängeln.
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Weil für dieses Thema Wissen über den Generationenmix nicht schadet, empfehle ich Ihnen, sich ergänzend den Blog „Kampf der Generationen“ durchzulesen. Denn er spielt beim Homeoffice eine erhebliche Rolle. Um eine Diskussionsbasis zu schaffen, werde ich die Vor- und Nachteile des Homeoffice kurz nennen.

Die Vorteile des Homeoffice

Das größte Pro-Argument ist die Flexibilität – und Flexibilität ist eben genau das, was jüngeren Generationen zurzeit sehr wichtig ist. Das klassische 9 to 5-Modell verliert mehr und mehr an Zuspruch und auch die Werte der Generationen unterscheiden sich. Während älteren Generationen Sicherheit, Struktur und eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit wichtig war, sind diese Wertevorstellungen in jüngeren Generationen immer seltener anzutreffen.

Eine repräsentative Umfrage des Ökonomen Dan Whitley hat ergeben, dass, wer von zu Hause aus arbeitet sowohl mit der Arbeit als auch mit der Freizeit überdurchschnittlich zufrieden ist. Als Beispiel: Ein Anfang 30-jähriger Vater kann im Homeoffice seinen Arbeitstag wesentlich flexibler um die Bedürfnisse seiner Kinder herum gestalten. Diese Möglichkeit geht direkt verloren, sobald er wieder im Büro sein muss und die komplette Familie muss andere Lösungen finden, die zeitaufwendiger und stressiger sein können.

An anderer Stelle habe ich schon mal von einer meiner Freundinnen erzählt, die aufgrund des Arbeitsweges viel Arbeitszeit verlor. Als sie im Homeoffice war, hatte sie diese Zeit meist dem Unternehmen geschenkt. Es profitieren also keinesfalls nur Arbeitnehmer von flexiblen Arbeitsmodellen. Laut einer Studie sind Unternehmen mit flexiblen Arbeitsmodellen bis zu dreimal profitabler als ihre Wettbewerber.

Die Nachteile des Homeoffice

Nicht jeder wünscht sich eine Vermischung von Arbeit und Freizeit. Viele, eben gerade Ältere, wollen ganz klare Grenzen und genießen die Struktur, die die Arbeit im Büro mit sich bringt. Hinzukommt, dass nicht jedem Menschen die Arbeit im Homeoffice liegt. Wer sich leicht ablenken lässt, arbeitet oft besser unter der sozialen Kontrolle von anderen Mitarbeitenden und Führungskräften. Wieder andere empfinden die Arbeit zu Hause als zu einsam und sehnen sich nach dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.

Arbeiten Mitarbeitende in hybriden Arbeitsmodellen, haben diejenigen im Homeoffice Nachteile in der Sichtbarkeit. Wer im Büro ist, wird beim Arbeiten gesehen. Mitarbeitende im Homeoffice können demgegenüber wirken, als leisteten sie nichts und seien nicht an einer Karriere interessiert. Führungskräfte erkennen sie oft nicht als Leistungsträger, während die Anwesenden motiviert und engagiert wirken.

Das zeigt bereits, dass Führungskräfte mit Mitarbeitenden im Homeoffice nochmal ganz anders gefordert sind, denn ihr übliches Repertoire an Kontrollwerkzeugen kann nicht eingesetzt werden. Im Office sehen sie die Mitarbeitenden, können mit ihnen sprechen, bekommen Konflikte und Schwierigkeiten mit und können die Arbeit ganz genau beobachten. Sind die Mitarbeitenden im Homeoffice, ist das für Führungskräfte kaum möglich und sie sind indirekt gezwungen, die Kontrolle abzugeben. Sie haben weniger Möglichkeiten einzugreifen und wissen zudem nicht, was ihre Mitarbeitenden den lieben langen Tag so tun.

Gute Gründe, statt aus Prinzip

Auch wenn das nicht unbedingt eine befriedigende Antwort für Sie ist, aber: Die Mischung machts. Es braucht den individuellen Blick auf die eigenen Mitarbeitenden und das eigene Unternehmen, um herauszufinden, welches Modell am besten geeignet ist. Treffen Sie bitte keine „Aus Prinzip“-Entscheidungen. Der Vater aus meinem Beispiel erzielt im Homeoffice top Ergebnisse und erreicht die vorgegebenen Ziele – es ist nicht angemessen, ihn aus Prinzip im Büro sehen zu wollen. Auch meine Freundin, die eine Stunde Fahrzeit zum Office hat, um dann dort Videokonferenzen zu haben ist eine Kandidatin, bei der sich der genaue Blick auf ihre Situation auszahlt. Schauen Sie also: Wer braucht was?

Keine Frage – es gibt genug gute Gründe, warum eine Führungskraft ihre Mitarbeitenden vor Ort haben möchte. Beispielsweise dann, wenn das Unternehmen in der Krise ist und ungehinderte, direkte Kommunikation von höchster Relevanz. Dasselbe gilt für Change-Prozesse. Oft sind dann wichtige Entscheidungen zu treffen und Mitarbeitende in Sorge um ihren Job. Die Führungskraft muss dann intervenieren und beruhigen können. Aber nicht allein Ausnahmesituationen erfordern das direkte Zusammenkommen von Teams. Gerade wenn Mitarbeitende zusammen etwas erarbeiten, ist direkte Kommunikation der Motor für gegenseitige Inspiration, Motivation und das Voneinander-Lernen.

Im Business Podcast von Alice Dehner gibt es noch viele weitere Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken.